Mathis Künstner + Stefan Seifert

WEST4

Ort:
Elsenheimerstraße München
Bauherr
Bayerische Hausbau
Leistung:
Vorentwurfs - bis Ausführungsplanung (LPH 2-5), Mieterausbauplanung
Fertigstellung:
2004
Bruttofläche:
45.000 m²
Baukosten:
60.000.000 €
Google Earth:
48°08'14.55", 11°31'24.77"
Gleich einem ordnenden Prinzip fasst der Block „WEST 4“ die heterogenen, in unterschiedliche Richtungen driftenden Bewegungen und Kräfte des Quartiers im Münchner Westend zusammen, bindet sie in eine klare, prägnante städtebauliche Figur, durch deren selbstbewusste Präsenz der in weiten Teilen gesichtslose Ort so etwas wie einen eigenen „Charakter“ gewinnt. Dazu tragen insbesondere die im Wortsinn „herausragenden“ Köpfe mit den markanten Flugdächern bei, ein kräftiger, unüberhörbarer Akkord in der ansonsten eher dissonanten, unrhythmischen Flucht der Elsenheimerstraße.

Mit seiner ausgeprägten Gestik und dem Bekenntnis zu einem „Dialog mit dem Ort“ steht der Bau bewusst in der Tradition anspruchsvoller Gewerbearchitektur, die neben den funktionalen Aspekten vor allem dem Anspruch qualitätvoller Stadtgestaltung – auch und gerade in tendenziell vernachlässigten Bereichen der Stadt – verpflichtet ist.

In spannungsvollem Kontrast zur kühlen Präzision des städtebaulichen Prinzips öffnet sich beim Betreten der Innenhöfe eine andere, intimere, sinnlichere Welt: Mit den Elementen einer die Architektur „kontrapunktierenden“ Landschaftsgestaltung, nicht-orthogonalen Strukturen und fließendem Wasser wird ein neuer, weicherer Klang erzeugt – Ausgleich zum strengen Takt des Arbeitslebens, als Angebot zur Entspannung und Erholung.

Der Gegensatz hart / weich, kühl / warm, glatt / rau spiegelt sich auch in den Fassaden wider – anthrazitfarbene Metall- und Glasoberflächen wechseln sich ab mit warmtöniger Terrakotta, die je nach Tageszeit und Wetter unterschiedlichste Färbungen vom leichten Strohgelb bis zum schweren, erdigen Rotbraun annehmen kann.

Abends werden die Farbtöne der Natur ergänzt und schließlich ersetzt durch eine raffinierte lichttechnische Betonung der Köpfe, während die Masse des Bauwerks sich im nächtlichen Dunkel optisch auflöst.

Ein einheitlicher, robuster Sockel aus lichtgrauem Stahlblech umfasst das Erdgeschoss mit Läden, Gastronomie und einem großen Supermarkt im rückwärtigen, der Bahntrasse München-Salzburg zugewandten Bereich. Darüber erheben sich fünf Obergeschosse, die, organisiert auf der Basis einer flexiblen Grundrisslogik, ein breites Spektrum zeitgemäßer Bürotypologien in unterschiedlichsten Größen und Kombinationen bieten. Mittels einer differenzierten technischen Infrastruktur kann auf alle denkbaren Nutzerwünsche reagiert werden.

In der Ausstattung der Büroräume und der Gemeinschaftsflächen findet sich die Klarheit der städtebaulich-architektonischen Grundgedanken wieder. Wenige, präzis definierte Material- und Farbwerte tragen dem Bedürfnis der dort arbeitenden Menschen nach Ruhe und Konzentration Rechnung. Der Gefahr der Monotonie wirken individuell und kontrastreich gestaltete Eingangs- und Aufenthaltsbereiche entgegen, die - analog dem Wechselspiel zwischen Rationalismus und Organik in den Außenräumen - mit überraschenden Materialwirkungen und Farbspielen zur Lockerung des straffen architektonischen Gesamtkonzepts beitragen.

Die Außenanlagen wurden nach Prinzipien der Geomantie gestaltet und bieten somit einen spannungsreichen Kontrast zur Orthogonalität des Hauses. Mit Kiesflächen und größeren Findlingen wurde eine Flusslandschaft modelliert, die sich entlang der Elsenheimerstraße und in die drei Innenhöfe er-streckt. Verschlungene Pfade, abwechslungsreiche Bepflanzung, Brücken und Holzdecks laden zum Verweilen ein.