Mathis Künstner + Stefan Seifert

Engelbertstraße in Pasing

Bauherr
Bauland GmbH
Leistung:
Wettbewerbs// Gutachten Kindertagesstätte + Wohnungen
Zeitraum:
Oktober 2010
Bruttofläche:
8470 m²
Google Earth:
48°08'36.13", 11°27'23.98"
Ergebnis:
2. Preis
Städtebau/Situation
Ziel ist es, auf die spezifische Lage am Pasinger Stadtpark, den Würmauen, der Nähe zu den vorhan-denen Denkmälern des Pasinger Ortskerns auf und um das Planungsgebiet zu reagieren.
Die Art der Bebauung und die Gestaltung der Freiräume gehen dabei auf die städtebaulichen und naturräumlichen Gegebenheiten ein.
Es gilt in einer offenen Bebauung Einzelbaukörper so anzuordnen, dass diese für sich wirken, aber gleichzeitig im Ensemble in allen Richtungen Verbindungen und entsprechende Blickbeziehungen ermöglichen.
Neben der versetzten Anordnung der Baukörper erreicht auch die Reduzierung der Geschosszahl nach Westen einen ähnlichen Effekt.

Nutzungsverteilung
Das Raumprogramm der Wohnungen wird auf fünf Baukörper verteilt, die südlich der Engelbertstraße und östlich der Zufahrtsstraße zum Kloster situiert sind. Dabei erhalten die beiden östlichen Gebäude 4 Geschosse + Dach und die drei westlichen Gebäude 3 + Dach. Die Tiefgaragenzufahrt erfolgt an der Nordseite, um den Verkehr frühzeitig abzufangen und damit die Lärmbelästigung für die Bewohner möglichst zu reduzieren.
Die neue Kindertagesstätte wird bewusst zwischen dem bestehenden Kindergarten im Süden (Engelbertstraße19) und dem „Pasinger Kinderhaus“ im Norden geplant, um alle Einrichtungen an einem Ort zu bündeln. Darüber hinaus wird die Nähe zum städtischen Grünraum für alle Kinder zur besonderen Qualität.
Das denkmalgeschützte Gebäude an der Engelbertstraße erhält eine Doppelnutzung. So wird der Mehrzweckraum des Kindergartens mit Küche und Nebenräumen sowohl der neuen Kindertagesstätte, als auch dem Quartier als kleiner Versammlungsraum angeboten.
Zwischen beiden Gebäuden vorgelagert und leicht erhöht entsteht vor dem Haupteingang ein kleiner Vorplatz mit Aufenthaltsqualität.

Architektur
Die einzelnen Wohnbauten sind im Charakter von Stadtvillen als Mauerwerksbauten mit gegliederten Lochfassaden geplant. Garten- und Dachterrassen sowie Loggien machen die Natur erlebbar und schaffen hohe Wohnqualität. Die Kindertagesstätte hingegen erreicht durch ihre Zweigeschossigkeit und das herausgestellte, holzverkleidete Gartengeschoss eine angenehme Maßstäblichkeit für die Kinder sowie einen respektvollen Umgang mit dem angrenzenden und durch einen gläsernen Anbau verbundenen Denkmal.


Denkmalschutz
Die Gatterburg bleibt in ihrer Wirkung das zentrale und wichtige Denkmal im Planungsgebiet. Die Stellung der Gebäude und ihre Erschließung nehmen entsprechend Rücksicht. So wird entlang der Ost-grenze über die Engelbertstrasse untergeordnet, aber spürbar eine achsiale Erschließung auf die Gatterburg ermöglicht.
Auch kann die gewünschte Blickbeziehung zur alten Pasinger Kirche geschaffen werden.
Das Denkmal an der Engelbertstraße erhält durch seine o. a. Doppelnutzung für das Quartier und den alten Ortskern Pasing eine besondere Bedeutung.

Freiraumplanung
Aus freiraumplanerischer Sicht stellen die Lage des Grundstücks am Pasinger Stadtpark und am Flusslauf der Würm sowie der wertvolle alte Baumbestand die prägenden Potenziale des Planungsgebietes dar. Ziel ist es daher, attraktive und vielfältig nutzbare Freiflächen zu schaffen, die an die umliegenden Strukturen anknüpfen und den grünen Charakter der Umgebung im Inneren des Planungsgebietes weiterentwickeln.
Durch die intensive Begrünung des Grundstücks und der differenzierten, zum Teil gärtnerischen Bepflanzung entsteht ein Angebot an Freiräumen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten, das die Identität und Attraktivität des neuen Wohngebietes steigert. Der grüne Charakter des Quartiers wird unterstützt durch die extensive Begrünung der Flachdächer.
Zur Hierarchisierung der ebenerdigen Freiflächen wird eine Freiraumstruktur aus Teilräumen mit eher privatem, halböffentlichem und öffentlichem Charakter entwickelt:
Der Grüne Anger strukturiert das neue Siedlungsgebiet und steht als zentrale Grünfläche allen Be-wohnern offen. In Heckennischen liegen öffentlich nutzbare Spiel- und Aufenthaltsflächen, die zum nachbarschaftlichen Treff und Austausch einladen und vielfältig bespielbar sind.
Die verkehrsberuhigte Spielstraße, die sich am Ende zu einem kleinen Quartiersplatz aufweitet, dient als wohnungsnaher Nachbarschaftstreff und befestigter Spielbereich.

Allen Wohnungen sind zur individuellen Ausgestaltung privaten Gärten mit Terrassen oder Balkonen/ Dachterrassen zugeordnet. Die Gartenräume werden durch Heckenpflanzungen von den Wohnwegen abgeschirmt und erhalten dadurch einen introvertierten, ruhigen Charakter.

Entsprechend der Lage des Planungsgebietes innerhalb des regionalen Grünzugs der Würmaue erfolgt die Ausrichtung des Grünen Angers in Nord-Süd-Richtung. Zur Stärkung der örtlichen Grünverbindung entlang der Engelbertstraße wird eine Baumreihe mit integrierten Längsparkplätzen vorgesehen.
Die vorgeschlagene städtebauliche und freiraumplanerische Struktur entwickelt den Bezug zur vorhandenen Bebauung der näheren Umgebung weiter. So werden vom Grünen Anger und von der Spielstraße Blickbezüge zum Kirchturm der Alten Pfarrkirche Mariae Geburt ermöglicht. Zudem wird entsprechend seiner Bedeutung das Schloss Gatterburg aus seiner isolierten, versteckten Lage befreit und die fußläufige Erschließung verbessert.
Besonderen Wert wird auf die Vernetzung der neuen Aufenthaltsbereiche innerhalb der Siedlung sowie die Anbindung an das angrenzende öffentliche Fußwegenetz gelegt. Durch die Lage der Tiefgaragenzufahrt an der Nord-Ost-Ecke des Grundstücks wird der Großteil des Autoverkehrs bereits möglichst weit vorne an der Engelbertstraße abgefangen und nicht ins Quartier geführt. Die erforderlichen oberirdischen Stellplätze für die Kindereinrichtungen und das Kloster werden harmonisch in die verkehrsberuhigte Spielstraße integriert.