Mathis Künstner + Stefan Seifert

IBZ Leipzig

Ort:
Leipzig
Bauherr
Freistaat Sachsen vertr. d.A. von Humboldt-Stiftung, Bonn
Leistung:
1. Preis
Fertigstellung:
1996
Das IBZ Leipzig steht an einem Ort, der
durch die Überschneidung unterschiedlicher städtebaulicher Strukturen und Charaktere gekennzeichnet ist: Hier
treffen die Verdichtungsformen Stadtzentrum, Vorstadt und Parklandschaft aufeinander, hier überlagern sich mehrere
geometrische Richtungs- und Achsensysteme, hier stehen sich die unterschiedlichsten Baumassen und -typen unmittelbar gegenüber. Auf dieses vielschichtige Umfeld haben wir mit einer klar begrenzten, prägnanten baulichen
Figur reagiert, die sich orientiert und “verankert” am historischen Rondell “Vor dem Hospitaltore”. Mit unserem Gebäude variieren wir den quasi zeitlosen und Kulturen übergreifenden Bautypus des Atriumhauses. Auch die markante Farbigkeit des Baukörpers soll an “klassische” Beispiele erinnern - im Zusammenwirken mit der Textur der Fassaden möglicherweise aber auch an nordisch-skandinavische Bilder. Zentrum und kommunikative Mitte des Hauses bildet der transparente Lichthof, der sich zum Grün des Friedensparks hin großzügig öffnet. Die innere Struktur des Gebäudes, streng symmetrisch um die Mittelachse angelegt, ist auf dieses Zentrum bezogen: zum Lichthof orientiert sich der Begegnungsbereich, vom Lichthof aus sind über umlaufende Laubengänge alle Wohnungen erschlossen.
Jede der 24 Wohneinheiten gliedert sich in drei Zonen:
- einen öffentlich-kommunikativen Bereich (Eingang/Küche/Essplatz) am Laubengang mit Blickbezug zur Halle;
-eine Nebenraumzone (Bad/Schrankzone) als Zwischenglied und Übergang zum
-Individualbereich (Wohn-/Schlafräume), der sich nach außen orientiert.

Der Entwurf des IBZ Leipzig wurde in einem beschränkten Architektenwettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Wir haben versucht, die von der Jury gewürdigten Wesenszüge möglichst unverändert in die Realität umzusetzen und damit ein Gebäude zu errichten, das den Begriff des “Internationalen Begegnungszentrums” in exemplarischer Weise baulich manifestiert.

Energie - Umwelt

Die gläserne, einfach verglaste Halle ist nicht beheizt und bildet eine Pufferzone zwischen den beheizten Räumen und dem Außenraum. Die Transmissionswärmeverluste der angrenzenden Bauteile können dadurch um 30% reduziert
werden, die Gesamtbilanz des Gebäudes verbessert sich entsprechend. Durch entsprechende Steuerung von Zu- und Abluft kann die Klimasituation der Halle den Verhältnissen der Jahreszeit angepasst werden: Unter Ausnutzung der natürlichen Konvektion wird die Halle an warmen Sommertagen von Luft durchströmt und abgekühlt, auf einen künstlichen Sonnenschutz kann verzichtet werden.

Bei geschlossenen Lüftungslamellen wird an kalten Wintertagen die Luft erwärmt und führt zu Temperaturen die deutlich über dem Gefrierpunkt liegen, die massiven Wände und Decken wirken dabei als natürliche Speichermassen. Das Gebäude wird mit Fernwärme beheizt, die Übergabestation ist mit einem entsprechenden Wärmetauscher ausgestattet.