Mathis Künstner + Stefan Seifert

Maria-Josepha-Str. München

Ort:
München
Bauherr
MEAG München
Fertigstellung:
2011
Identität und Integration

Die Elemente des Freiraums nehmen Bezug auf die Tradition der historischen Schwabinger Plätze und Gärten: Eine Promenade zum Flanieren (wassergebundene Decke), eine Wasserachse, begleitet von zwei Baumreihen (carpinus betulus fastigiata), die Schatten spenden, Bänke zum Schauen und „Sinnieren“. Die Promenade wird beidseitig begrenzt von Hecken (Zusammenspiel aus taxus baccata und fagus sylvatica), optische Zäsur zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich. Zu den tiefer liegenden Höfen des Casinos steigt die Hecke kaskadenförmig ab - sie trennt und verbindet gleichzeitig die Freiräume unterschiedlicher Nutzung.

Eine grüne, blühende Pergola (wisteria sinensis alba) entlang der westlichen Grenzmauer fängt die Bewegung der Achse auf und leitet über in eine ruhigere, meditative Zone, an deren nördlichem Ende ein steht. Nach Süden stellt ein Fußweg die Verbindung zur Werneckstraße her.Entlang der Wasserachse finden Kunstobjekte aus den fünf Erdteilen ihren Platz - Zeichen der Weltoffenheit und des globalen Engagements des Bauherren; die Promenadenallee wird zum Skulpturenpark, Wasser trennt und verbindet die Kontinente. Die Architektur zitiert und interpretiert den Typus der Stadtvilla, sowohl in den Bürogebäuden, die bewusst auf die üblichen Attribute konventioneller Verwaltungsarchitektur verzichten, wie auch in den Wohnhäusern, die entsprechend der städtebaulichen Logik des Konzepts zwei repräsentative Eingänge besitzen – von Süden über den Vorgarten an der Werneckstraße, von Norden über die Promenade.

Die Grundrisstypologie basiert auf der Tradition der Atelierwohnung, wie sie für die Geschichte Schwabings als Künstlerquartier prägend ist. Die beiden Begriffe definieren das Leitmotiv des Entwurfs: Zum einen Integration, Einfügung in den städtebaulichen Maßstab und die offene Struktur des großbürgerlichen Schwabinger Villenviertels, zum andern Entwicklung einer unverwechselbaren, prägnanten Gestalt, eines inneren Ordnungsprinzips, das dem neuen Quartier eine eigenständige Identität verleiht. Die klare, axiale Logik im Inneren wird subtil und spannungsreich kontrastiert durch das Aufnehmen vorhandener Geometrien und Baufluchten. Die beiden vorhandenen Villen stehen nicht isoliert, sie sind Teil eines Ensembles, das in Maßstab, Gestus und Materialcharakter auf den Bestand reagiert. Die Mitte des neuen Quartiers bildet die Promenadenallee - verbindendes, gliederndes und strukturierendes Prinzip, repräsentativer Eingangbereich der Münchner Rück, ein urbaner Ort, Treffpunkt, Erholungsraum, Kunstforum.

Raumkonzept - Material – Konstruktion

Um dem Charakter der Umgebung gerecht zu werden, wird eine gemeinsame Materialsprache zwischen dem Verwaltungsbau und den Wohngebäuden angestrebt. Ziel ist es, durch eine Beschränkung auf fein abgestimmte Materialien einene Dialog der Gebäude entstehen zu lassen.

Verwaltungsgebäude:

Die Büroräume lagern sich um eine Mittelzone, in der die gemeinsam genutzten Bereiche wie Archiv, Kopierer und Drucker zentral zusammengefasst sind. Die Raumgrößen basieren auf dem Raster der Münchener Rück. Ein flexibles und in Teilflächen verglastes Trennwandsystem schafft eine helle und freundliche Arbeitsumgebung, die triste Atmosphäre langer Flure wird so auf einfache Weise vermieden. In den gläsernen Verbindungsgliedern zwischen den Gebäuden liegen die gemeinsamen Teeküchen. In diesen natürlichen Kommunikationszonen trifft man sich zu einer kurzen Besprechung oder zum informellen Austausch.

Die Baukörper selbst werden in Massivbauweise, 2- schalig mit Kerndämmung erstellt. Im Material wird zwischen dem Sockelbereich und den Obergeschossen unterschieden: der Sockel besteht aus vorgeblendetem, geschichtetem Naturstein, die Obergeschosse aus geschlämmtem Sichtmauerwerk, alle Fenster sind als Holzfenster geplant. Der Sonnenschutz liegt, geschützt vor Witterungseinflüssen, im Scheibenzwischenraum der Fenster, durch geeignete Anordnung der Lamellen wird die Decke der Büroräume zusätzlich aufgehellt.m Alle Büroräume sind natürlich be-und entlüftet. Wohngebäude Die Ausstattung der Wohngebäude entspricht dem gehobenen Anspruch: Raumhohe Fenster, in Verbindung mit einem außenliegendem
Sonnenschutz als Holzschiebeläden schaffen helle, wohnliche Räume. Alle Wohnräume sind mit Fußbodenheizung und Parkett ausgestattet. Jede Wohnung erhält eine eigene Terrasse oder eine Loggia.

Haustechnik - Energie – Ökologie

Die Haustechnikzentralen sind komplett im Untergeschoss zusammengefasst, damit sind die horizontalen und vertikalen Trassen auf kurzemm Wege direkt auszuführen. Sonderbereiche wie Casino, Küche und Hallen können von hier direkt angefahren werden. Die massiven Bauteile dienen als natürliche Speichermasse, unterstützt durch eine Betonkernaktivierung der Decken, unter Ausnutzung des natürlich vorhandenen Grundwassers. Konsequenterweise wird aus diesem Grunde in den Bürobereichen auch auf eine abgehängte Decke verzichtet. Die Beleuchtung der Arbeitsplätze erfolgt über flexibel einsetzbare Stehleuchten. Das oberflächennah anstehende Grundwasser wird als regenerativer Energieträger für Heiz- und Kühlzwecke genutzt. Ein Teil der Dächer dient der passiven Solarnutzung mittels Photovoltaikmodule. Alle Flachdächer sind als extensiv begrünte Dächer geplant, damit wird neben einer Verbesserung des Mikroklimas auch eine Regulierung des Regenwassers erreicht.