Mathis Künstner + Stefan Seifert

Medizinisches Institut Innsbruck

Entwurfskonzept: "Die Schlange"

Aus den Bedingungen des Ortes und der Logik des Programms entsteht eine Idee, die Bilder assoziiert und Bezüge herstellt:

1. Die Äskulapnatter,
Symbol der Heilkunst, Hinweis auf das Ziel der medizinischen Forschung, die in den universitären Institutionen betrieben wird.

2. Die Welle,
Ausdruck der Bewegung, des sich permanent verändernden, nicht-statischen Wesens der Wissenschaft

3. Die Schlange,
als Attribut des Innsbrucker Stadtpatrons St. Pirmin, wie er in der Jesuitenkirche dargestellt ist
Die Form ist ambivalent, sie zeigt zwei Seiten, zwei Gesichter. Sie ist bestimmt durch Gegensatzpaare: vorn - hinten, offen - geschlossen, hell - dunkel, hart - weich, leicht - schwer, massiv - transparent …

Aus dieser Mehrdeutigkeit entsteht die konzeptuelle Logik der Baustruktur auf drei Ebenen:

Städtebaulich:
Differenzierung zwischen „Stadtseite“ und „Flussseite“ (analog der traditionellen Bauweise am Wasser); Stadtseite als robuste Schale, Weiterführung der städtischen Blockstruktur, vermittelndes Vis-à-vis der Wohnbebauung am Innrain; Wasserseite als dynamische, gläserne „Welle“ – alle Räume sind dem Fluss zugewandt, alle dort tätigen Personen haben Blick auf den Inn und die Kulisse des Karwendelgebirges

Räumlich:
ein Ganzes, dennoch sind die beiden Universitäten ablesbar und auch strukturell autonom, jeweils um einen zum Fluss sich öffnenden Innenhof gruppiert, verbunden über eine zentrale Aula

Funktional:
Ausdruck der programmatischen inneren Gliederung in eine Büromeile – zum Wasser orientiert - und eine zur Stadt gerichtete Labormeile

Ziel des Konzepts ist die Synthese der Kontraste, die übergreifende Einheit. Beide Universitäten haben gleichwertigen Anteil an der Gesamtstruktur, es gibt nicht eine „bessere“ oder „schlechtere“ Lage. Die verbindende Aula ist Treffpunkt, Foyer, Ort für Veranstaltungen, die den theaterartigen Block aus Sitzstufen in die Aktion integrieren.

Außenraum:
Der uferbegleitende Fußweg weitet sich zu einem platzartigen Freiraum, der über eine großzügige Treppenanlage den Flussraum einbezieht. Er ist Erholungsbereich für den Universitätsbetrieb, Freiterrasse für Mensa und Caféteria und Ausgangs- bzw. Endpunkt eines neu zu schaffenden Boulevards für die Öffentlichkeit, der das Universitätsgelände fußläufig mit der Innenstadt verbindet.