Mathis Künstner + Stefan Seifert

Starnberger See Nordufer

Fertigstellung:
2006
Seeanbindung ohne Stufen

Der „dialektische“ Grundgedanke unseres Konzepts, die Bahnlinie als Zäsur städtebaulich zu betonen und dennoch optisch und funktional durchlässig zu machen, wird mit der vorliegenden Überarbeitung noch verstärkt. Aus der grundlegenden Feststellung, dass die Stadt Starnberg in ihrer Geschichte nie auf den See ausgerichtet war (und deshalb, anders als Hafenstädte, folgerichtig auch keine „Wasserfront“ besitzt), entwickeln wir eine neue, architektonisch prägnante Stadtkante, die zugleich Abgrenzung und Verbindung der Stadt zum See bildet, Öffnung und Schutz.
Die Bahnlinie wird angehoben und, ähnlich den Vorbildern in Wien oder Berlin (Stadt- bzw. S-Bahnbögen), unterbaut. Zwei breite „Tore“ an den städtebaulichen Brennpunkten (Einmündungen der Wittelsbacher- und Kaiser-Wilhelm-Straße) sowie drei weitere Durchgänge bleiben offen und stellen die direkte räumliche Verbindung der Promenaden her. Die wesentliche Weiterentwicklung des Entwurfs gegenüber der ersten WB-Phase besteht in der Durchlässigkeit des gesamten Bahndamms im zentralen Stadtbereich. Auf diese Weise entsteht eine durchgehende Blick- und Wegeverbindung zwischen Stadt und See.
Die Reihe gläsern abgegrenzter Räume (Läden, Cafés, Restaurants, Galerien usw.) ist von beiden Seiten zugänglich und sorgt für ein lebendiges, urbanes Flair auf der Seeseite.
Am neuen Stadthafen endet die Seepromenade, das markante Gebäude des Ruderclubs (mit öffentlichem Café) fängt die Bewegung auf und führt sie über in den Vorplatz des Hotels und des Wassersport-Clubs; nach Osten hin liegt die Flotte der Bayer. Seenschifffahrt im Blickfeld.
Auf der Stadtseite wird die Bahnlinie begleitet durch ein transparentes Band - Erweiterung der Räume aus der unteren Ebene nach oben (Ausstellungs- und Präsentationsräume, evtl. eine städtische Kunsthalle o.ä.) – das zugleich einen wirksamen Lärmschutz zur Stadt hin bildet. Die Stadtpromenade erhält durch die zweigeschossige Fassade eine prägnante räumliche Definition. Der alte Bahnhof wird in das gläserne Band integriert, er bildet als Markt- und Veranstaltungshalle Gelenk und Mitte der beiden Promenaden.
Entsprechend dem Charakter einer Mischfläche mit durchgehendem und einheitlichem Belag dient die Stadtpromenade allen Verkehrsarten (Fuß, Rad, Auto, Bus) und Nutzungen gleichermaßen; Kurzparkplätze stehen im gesamten Bereich zur Verfügung. Tiefgaragen sind unter der Bahnlinie möglich.
Die vorhandenen Bootshütten werden erneuert; wir schlagen einen Grundtyp vor, der auf Abstand gesetzt (Durchblicke) und im Detail variierbar ist.